Mein Hund & ich
Der Bloodhound als Therapiehund
Viele Menschen meinen, das geht nicht. Und warum? Na ja, sie „ sabbern“ und das mehr, als manchem lieb ist.
Aber schaut sie euch richtig an! Diese Augen, das Warten auf Aufmerksamkeit.
Das Fell, so weich und anschmiegsam.
Der Hund kann Streicheleinheiten absolut genießen.
Das alles half mir bei meiner Krankheit und über mein seelisches Tief hinweg.
Meine Kinder haben drei Bloodhounds. Die drei sind ein friedliches Rudel, voller Zuneigung zu uns Menschen und zu unserem kleinen Basset.
Auf dem Tiefpunkt meiner Krankheit, brachte man einen nach dem anderen zu mir. Ich ließ mich auf sie ein. Ich streichelte sie und sprach mit ihnen. Es war unglaublich, wie ruhig sie am Bett standen und die Streicheleinheiten regelrecht genossen. Ein kleines Handtuch lag natürlich auch immer bei mir, um ihre Sabber Schnute zu trocknen.
Heute, es geht mir wieder viel besser, kann ich sagen, alle drei begleiteten mich auf dem Weg zurück ins Leben.
Sie waren und sind meine nach wie vor meine Therapie – Hunde!
Noch heute bin ich für die absolute Zuneigung dankbar.
Christa Grywnow
Von der wahren Liebe zum Bluthund
Ich bin weit davon entfernt, mich als Expertin in Sachen Bluthunde zu bezeichnen. Schließlich gestalte ich mein Leben erst seit 8 Jahren mit mittlerweile zwei dieser stattlichen Hunde. Als Hundehalterin bewege ich mich ziemlich sicher auf der unteren Ebene der Hundekenner-Welt. Mit unseren beiden Bluthündinnen Matty (8) und Frida (5) begegnete mir ein bis dahin in seinen Ausmaßen noch gänzlich unbekanntes Phänomen: Sabberflecken. Sabber, der durch ein kurzes, aber kräftiges Kopfschütteln des Hundes von den Lefzen strahlenförmig in den Raum geschleudert wird und mit einem lauten Klatscher irgendwo an Wänden, Türen, Fensterscheiben, Möbeln und Kleidung hängen bleibt.
Bluthunde sind einzigartige Sabber-Schlabber-Schnauzen! Sie haben meinen Ehrgeiz geweckt, das Phänomen genauer zu erforschen und auf dem Gebiet der Hunde-Sekrete Expertin zu werden. Hundespeichel ist schon längst wissenschaftlich untersucht worden. Ihm wird sogar eine Bakterien abtötende Wirkung bescheinigt. Die nachgewiesenen Eigenschaften zur Wundheilung kann ich nachvollziehen, seitdem ich hauchdünne, transparente, getrocknete Bluthunde-Sabberflecken an unseren Wohnzimmerwänden entdeckt habe, die sich wie ein zartes Häutchen abziehen lassen und tatsächlich Ähnlichkeiten mit einem Sprühpflaster aufweisen.
Viele haben sicherlich schon davon gehört, dass die Grönländer zahlreiche Begriffe für Schnee kennen sollen, mit denen sie seine jeweilige Konsistenz, Form und Farbe genau bezeichnen. Etwas Vergleichbares wäre im Hinblick auf Bluthunde-Sabber auch denkbar. Unsere Bluthunde produzieren nämlich völlig unterschiedliche Arten von Sabber. Es gibt große, dunkle Flatschen, einige sind faserig oder gewebeartig, andere blasig und reliefartig. Nach der Beschaffenheit und dem Untergrund, auf dem der Sabber angetrocknet ist, richtet sich auch die zu wählende Methode der Entfernung.
Im besten Fall sollte man Bluthund-Sabber noch frisch entfernen, also unmittelbar nach dem Aufklatschen. Bei bereits getrocknetem Sabber wird die Sache schon bedeutend schwieriger. Da hilft oft nur Einweichen. Wein- und Mayonnaiseflecken sind etwas für Anfänger. Wahre Waschkunst zeigt, wer rückstandslos eingetrockneten Hundeschleim aus der Kleidung entfernen kann. Auf diesem Gebiet sehe ich noch echte Forschungs- und Entwicklungschancen für die Firmen Henkel, Procter und Gamble.
Nach über acht Jahren mit Bluthunden im Haus habe ich jedoch einige Übung darin gewonnen, den Sabberschleudern geschickt auszuweichen. Nur noch selten muss ich nach dem Tuch tasten und mir klebrig-zähen Schleim von der Brille und aus den Haaren wischen. Da es meist unmöglich ist, alle Sabberflecken in noch frischem, also feuchtem und weichen Zustand ausfindig zu machen – ich mich auch gar nicht immer in der Nähe meiner Hunde befinde, wenn es zu einer Kopf-schüttel-Attacke kommt -, trocknet Bluthunde-Speichel an den verborgensten Stellen ungestört fest: Sabberflecken gelangen spielend leicht auch unter drei Meter hohe Decken. Aufgrund der Elastizität des Speichels und der Schwerkraft bilden sich dann manchmal ganz zarte, filigrane Gebilde, die unter der Zimmerdecke hängend vom Luftstrom sanft hin und her bewegt werden. Ich mag sie dann kaum zerstören und beseitigen.
Wer seinen Bluthund liebt, der sollte in der Lage sein, nach einer Weile die ganze Sabber-Sauerei nicht mehr als ein hygienisches Problem zu betrachten. Der sollte ihr insgeheim eine ästhetische Komponente abgewinnen oder ihr immerhin eine kynologische Faszination entgegenbringen.
Susanne Niestrath
Klara – Secondhand Bloodhound
Plötzlich und unerwartet waren wir ab dem 03.01.2012 ohne Bloodhound. Unsere Johanna (Johanna vom Twieflinger Born) starb an diesem Tag im Alter von 8 Jahren. Es kam ohne Vorwarnung und wir waren unglaublich traurig. Johanna und auch unseren Karl (Amicello of Red Forest, 12.02. 1999 – 10.09.2010) bekamen wir als Welpen im zarten Alter von 9 Wochen. Herrliche Zeiten, das Großwerden der „Kleinen“ miterleben zu dürfen.
Doch plötzlich war das Haus leer. So furchtbar leer. Wir konnten es kaum ertragen. Nein, wir konnten es gar nicht ertragen. Doch einen Wurf gab es zu dieser Zeit nicht. Uns kam eine Geschichte in den Sinn, die unsere Bloodhound-Freunde Heiko und Raika damals erzählten. Es ging um eine Hündin ihres letzten Wurfes. Mutter dieses damaligen Wurfes war die aus unserer Zucht stammende Hündin Aimy. Die Eltern von Aimy waren Karl und Johanna. Somit also eine Enkelin unserer Lieben.
Heiko und Raika haben ihre Welpen stets nach bestem Wissen und Gewissen vermittelt. Auch in diesem Falle dachten sie das. Doch hier bestätigte sich leider die Aussage, dass man Menschen nur vor den Kopf schauen kann.
Es stellte sich heraus, dass der Käufer den Hund loswerden wollte. Um das zu erreichen, hat er Heiko und Raika sogar vors Gericht gezerrt. Doch das nur am Rande.
Zufällig entdeckte ich im Internet die Anzeige dieses Menschen, mit der er diese Hündin zum Verkauf anbot. Das war etwa zwei Wochen nach dem Tod von Johanna. Die Familienangehörigkeit war nicht zu übersehen. Ich zeigte Karsten die Anzeige. Wie er ist, sagte er gleich, dass wir doch mal hinfahren könnten. Nur zum Gucken! Ich war skeptisch – mein Herz war noch so sehr bei Johanna. Aber trotzdem machten wir einen Termin aus.
Sie wurde in einem nicht sehr großen Zwinger gehalten und zwar ausschließlich dort. Das allein ist sicherlich kein Problem, sofern ein Hund trotzdem sozialisiert wird und am normalen Leben teilhaben darf und keine Schläge bekommt. Leider war genau das hier nicht der Fall. Nach zwei Besuchen und unglaublichen Erlebnissen dort haben wir Chiara vom Püttelkower Courtyard am 27.01.2012 mitgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war sie knapp zwei Jahre alt und eine arme Socke. Voller Panik vor allem und jedem. Sie entwickelte vor totaler Reizüberflutung nach zwei Tagen bei uns (was nichts anderes war als ein normales Leben in einer ruhigen Familie mit nur tierlieben Freunden und Nachbarn) regelrechte Panikattacken. Das mit anzusehen war kaum zu ertragen. Wir konnten in diesen Momenten nichts tun. Sie war gar nicht mehr erreichbar. Es war grausam. Uns war schnell klar, dass wir uns professionelle Hilfe holen mussten, denn mit solcher Panik hatten wir überhaupt keine Erfahrung und wir wollten unserer Klara (so heißt sie nun) doch einfach nur ein normales Leben ermöglichen.
Wir nahmen Kontakt mit einer Hundetrainerin auf, welche ihre Ausbildung bei Martin Rütter absolviert hatte. An dieser Stelle sei Werbung erlaubt, denn sie hat uns unglaublich geholfen. Sie kam zu uns. Als fremde Person konnte sie gleich erleben, was mit Klara passierte, wenn z. B. eine fremde Person in ihrer Nähe auftauchte. Drei intensive Hausbesuche, unglaublich viel Zeit mit vielen, vielen Trainingseinheiten Tag für Tag ohne Ausnahme und einer niemals endenden Geduld waren nötig, um jetzt sagen zu können, wir sind auf dem richtigen Weg. Natürlich hat Klara nach nun fast vier Monaten bei uns noch nicht alle Probleme besiegt. Aber so vieles geht schon so viel besser. Was hier heißt, dass sie in immer weniger Situationen in Panik verfällt und ihre schlimme Unsicherheit immer schneller zu Neugierde wird. Und es ist einfach unglaublich zu erleben, was sich hinter diesem panischen Hund verbirgt. Sie ist ein so temperamentvoller, liebevoller, schlauer, verschmuster und lustiger Hund, den wir ganz fest in unser Herz geschlossen haben. Nicht zuletzt im Gedenken an Karl und Johanna.
Wir haben es nicht eine Sekunde bereut, einen Secondhand Bloodhound zu uns genommen zu haben!
Karsten, Nici und Klara